Porzellanedition in Kooperation mit dem STAMM Concept Store.
Figure it out
Ausgangspunkt ihrer beiden Skulpturen, deren Auflage mit 50 Stück limitiert ist, sind „Kabinettfigürlein“ im höfischen Barockstil, die schon lange zu den beliebtesten Motiven in der Porzellanmanufaktur zählen und seit jeher etwas edlen Glanz in die Wohnzimmer bürgerlicher Prägung bringen sollen. Wie kaum ein anderes Sammlerstück spiegeln diese Dekorationsobjekte die Sehnsucht nach Vollkommenheit und Exklusivität wider. In der Serie „Figure it out“ geht Sengl der Frage nach, was hinter diesen Porzellanfiguren steht – was durchaus wörtlich zu nehmen ist. Die Künstlerin holt die „wahren Gesichter“ der noblen Gestalten ans Tageslicht, die im sengltypischen Stil durch Tiere repräsentiert werden. „Wir Menschen verbergen unser Ich oft hinter einer strahlenden Fassade, um in der Gesellschaft optimal dazustehen. Auch diese Porzellanfiguren versuchen sich hinter ihrer glänzenden Oberfläche zu verstecken, doch manchmal bricht diese Schicht auf und ermöglicht uns damit einen Blick auf ihr eigentliches Wesen“, so Sengl.
Vom Prototypen bis zur Fertigstellung ein Jahr Arbeit
Vom ersten Prototypen über die Herstellung der Gussformen bis hin zur Fertigstellung der Porzellanfiguren steckt über ein Jahr Arbeit in dem Projekt. Jede Skulptur besteht aus über 15 verschiedenen Elementen, die gesondert gegossen und vor dem ersten Brennen „garniert“ – also mit flüssiger Porzellanmasse zusammengefügt – werden. Diese Figuren werden dann bei unterschiedlichen Temperaturen insgesamt drei Mal gebrannt: zuerst kommt der Rohbrand (1.050 Grad Celsius), dann der Glasurbrand (1.240 Grad Celsius) und zum Schluss der Dekorbrand (800 Grad), in dessen Rahmen die endgültige Farbgebung erfolgt. Für Sengls Skulpturen wurden dafür sogar spezielle Dekorfarben entwickelt und gemischt. Alleine die Herstellung einer einzelnen Figur – vom Gießen der einzelnen Elemente über das Garnieren, Trocknen, mehrfache Brennen, Glasieren und Bemalen – dauert auf diesem traditionellen Weg einige Wochen.
Traditionelle Wiener Handwerkskunst
Die Herstellung der Skulpturen ist ein Stück echter Handwerkskunst und erfolgt in traditioneller Handarbeit ausschließlich in Wien. Für die Fertigung der Gussformen und Produktion der Figuren zeichnet der Kerammodelleur Hermann Seiser verantwortlich. Der gebürtige Steirer, der sich bereits in der Modellstube der Augarten Porzellanmanufaktur und als Lehrender u. a. an der Angewandten oder der Wiener Kunstschule einen Namen gemacht hat, ist seit geraumer Zeit selbstständig und ein ausgewiesener Spezialist für komplizierte Produktionen dieser Art.
Initiiert wurde diese Kooperation durch Marcus Fried, dem Geschäftsführer des „Stamm Concept Store“, wo die fertigen Kunstwerke ab der Präsentation am 14. September erworben werden können. Der Wiener Traditionsbetrieb besteht bereits seit 1859 und erwarb sich durch die Fertigung von Dekorationsgegenständen großes Ansehen. 2009 richtete Fried den ehemaligen Familienbetrieb als Fachgeschäft für Tafelkultur und Verleger für zeitgenössisches österreichisches Design neu aus. „Mit solchen Projekten möchten wir die Faszination für traditionelle Handwerksmethoden neu beleben. Umso mehr freuen wir uns über das beeindruckende Ergebnis dieser Zusammenarbeit, denn die Porzellanfiguren von Deborah Sengl eröffnen in mehrfacher Hinsicht einen vollkommen neuen Blick auf dieses Thema“, so Fried.